Trauer

In einem Trauerseminar werden Wunden gepflegt. Gemeinsam mit Menschen, die verstehen – weil sie, wie Sie, Abschied nehmen mussten.

Denn Trauer hat heilende Kraft.

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Wie überleben?

Leider verschwindet Trauer nicht, indem wir sie loswerden wollen oder verdrängen. Im Gegenteil, damit Trauer nicht krank und schwermütig macht, sondern sich heilsam wandeln kann, ist es wichtig, ihr mit Achtsamkeit und Selbstmitgefühl zu begegnen, anzuerkennen, dass Trauer da ist, ihr Ausdruck zu verleihen und Erinnerungen Raum zu geben. Trauer will gesehen, gelebt und ausgedrückt werden, damit sie heilsam ist. Trauer ist nicht das Problem, Trauer ist die Lösung!

Loslassen? Nein Danke!

Aus der modernen Trauerforschung wissen wir, dass es in einem gesunden Trauerprozess nicht darum geht, die Verstorbenen „loszulassen“ – wie das lange von wohlmeinenden Therapeuten empfohlen wurde. Vielmehr geht es darum, die geliebten Verstorbenen als kostbare und nachhaltige Erinnerung der gemeinsam erlebten Zeit zu ehren und einen guten Platz für sie in unserem Leben zu finden. Anerkennen statt verdrängen, da sein lassen statt bekämpfen, integrieren statt loslassen.

Die Zeit heilt alle Wunden??

Kleinere Wunden mag die Zeit wohl heilen – tiefe Wunden heilt die Zeit nicht. Eine tiefe Wunde, die von oben zu schnell zuwächst, kann darunter schwären, wildes Fleisch bilden, und uns krank machen. Tiefe Wunden brauchen unsere Aufmerksamkeit und Pflege, damit sie langsam zu einer Narbe zuwachsen können. Tiefe Wunden müssen ab und zu bluten, damit sie sauber bleiben. Trauern und Erinnern ist Wundpflege!

Die Krankenkassen

Unsere professionell angeleiteten Selbsthilfegruppen und Trauerseminare leisten eine wertvollen präventiven Beitrag, damit Trauernde Eltern nach dem Verlust ihres Kindes keine schwere Trauer, Depression oder ein posttraumatisches Belastungssyndrom entwickeln. Deshalb ist es wichtig, das Eltern, die sich entschieden haben diese Hilfe anzunehmen, von den Krankenkassen unterstützt werden.
Bitte scheuen Sie sich nicht, bei Ihrer zuständigen Krankenkasse im Sinne einer Einzelfallentscheidung, Unterstützung zu beantragen.

Was passiert in einem Trauerseminar?
Aus der modernen Trauerforschung wissen wir, wir können nicht zuviel trauern, nur zu wenig. Für die Trauer-Bewältigung und Trauer-Verarbeitung bieten wir, je nach Schwerpunkt und Länge unserer Seminare, verschiedene Übungseinheiten und Methoden an.

Ein Seminartag könnte exemplarisch so aussehen:

Vor dem Frühstück:

  • Achtsame, sehr einfache Körperübungen aus Yoga und Qi Gong (freiwillig)

Gruppeneinheiten zu folgenden Themen:

  • Erinnerungen an meinen geliebten Menschen
  • Schwierige Gefühle in der Trauer
  • Was hilft mir, meinen Alltag zu bewältigen?
  • Hilfreiche Rituale in der Trauer
  • Reflexion Lebensweg-Trauerweg
  • Spirituelle Fragen
  • Thematische Spaziergänge in der Natur

Dazu kommen:

  • Übungen zur Stressbewältigung (MBSR/MSC)
  • Trauma-Bewältigungsstrategien
  • Übungen zur Stärkung der Resilienz
  • Bewältigungsstrategien in Krisenzeiten
  • Inspiration für die Ausrichtung von Jahrestagen
  • Ressourcenübungen in der Natur

Nach der letzten Abendeinheit:

  • Zwangloser, familiärer Austausch bei einem guten warmen Getränk, oder auch einem Glas Wein oder Bier

Alle Angebote richten sich nach den individuellen Wünschen und Bedürfnissen der Teilnehmenden und werden während des Seminars entsprechend angepasst.

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Kurzfilm "Vom Winde verweht" von Felix Riedelsheimer mit der Schauspielerin Isabel Schupp

UNVERSTANDEN:

Sandra ist kurz nach ihrer Geburt gestorben. Ich möchte nicht mehr weiterleben.
Weine doch nicht, du kannst doch noch viele Kinder bekommen.

Mein Vater ist letztes Jahr gestorben, und nun meine Mutter. Ich fühle mich so allein auf dieser Welt.
Das ist nun mal der Lauf der Welt, das müssen wir alle einmal durchmachen.

Meine beste Freundin ist an Krebs gestorben. Ich denke jeden Tag an sie, sie stand mir am nächsten von allen Menschen.
Wann, vor drei Jahren? Da wird es aber Zeit, dass du wieder ins Leben zurückkehrst.

40 Jahre verheiratet, und nun ist meine geliebte Frau gestorben. Es tut so weh, ich bin einsam, ich vermisse Sie so sehr.
Ach, 82 war Sie? Da durfte sie aber wirklich sterben.

Wir kannten uns erst 3 Monate, und dann hatte er einen tödlichen Unfall. Ich bin so verzweifelt, er war die ganz große Liebe meines Lebens.
Sei nicht traurig, du bist doch noch so jung, du wirst wieder einen netten Freund finden.